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Björn-Ole Kamm

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1981 wurde ich in eine Familie von Lehrern hinein geboren und bin seither von einem großen Wissensdrang geprägt. Insbesondere das Außergewöhnliche und das Fantastische zogen mich schon immer in ihren Bann. So war es weniger erstaunlich, dass ich in einer Zeit für ein Jahr als Austauschschüler nach Japan gehen sollte, als nur wenige in Deutschland mit den kulturellen Praktiken oder der Geschichte des Landes vertraut waren; in einer Zeit, in der noch kein Tiefkühl-Sushi im Supermarkt auslag. Jedoch Zeiten und Werte – soziale Realitäten – ändern sich, so dass heute Japan weniger exotisch erscheint und seine Manga und Anime als Alltagsgüter. Dichotomien zwischen „Ost“ und „West“ bleiben jedoch trotz all der transkulturellen Verknüpfungen.

Wie Grenzen und in der Folge Realitäten gemacht, aufrechterhalten und auch zerbrochen werden, ist eine Reihe von Fragen, die mich seit meiner ersten Überschreitung naturalisierter, nationaler Grenzen begleitet haben. Ich versuche mich auf zwei Wegen der Produktion und Performanz von Realitäten anzunähern. Erstens als Künstler: durch Zeichnungen, Rollenspiel und Kurzgeschichten konstruiere ich meine eigenen Realitäten und definiere, was in meiner Schöpfung real ist und was nicht.

Zweitens als Forscher: Ich möchte die Dinge von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten. Als Insider sowie als Outsider – weil die Art und Weise, wie Realitäten im Falle des letzteren geschaffen und aufrechterhalten werden, nicht unbedingt die gleichen für den ersteren sein müssen, auch wenn beide Realitäten teilweise miteinander verbunden sind. In meinen Studien über Mediennutzung und Geschlecht sowie über Rollenspiele nehme ich oft beide Positionen ein, wiederum teilweise.

Nach Abschluss des Magisterstudiums der Japanologie und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig lebte und arbeitete ich für ein Jahr in der Stadt Ichinomiya, die in der Nähe von Nagoya und somit in der Aichi-Präfektur gelegen ist, wo die Expo 2005 abgehalten wurde. Ich war als Koordinator für Internationale Beziehungen (CIR) Teilnehmer am JET-Programm, was mir u.a. die Möglichkeit bot, erste eigene Seminare zu halten. In dieser Zeit begann ich bereits mit den Vorbereitungen meiner Dissertation.

2010 unternahm ich als Stipendiat des Deutschen Instituts für Japanstudien Tokyo die erste Feldforschungsphase im Zuge meines Dissertationsprojekts. Ein ebenso internationales und fruchtbares Umfeld für meine Forschung wie das Institut bot mir ab 2011 der Cluster of Excellence „Asia and Europe in a Global Context” an der Universität Heidelberg, wo ich auch bis November 2012 als Koordinator der Research Area „Wissenssysteme” beschäftigt war.

Von November 2012 bis Februar 2013 war ich als Research Fellow am Global Center of Excellence for „Reconstruction of the Intimate and Public Spheres in 21st Century Asia” der Universität Kyoto.

Von Anfang 2013 bis März 2015 war ich wieder am Cluster of Excellence „Asia and Europe in a Global Context”, wo ich als Akademischer Mitarbeiter das Graduiertenprogramm für Transkulturelle Studien ko-koordinierte und für dessen Lektürekurs und Kolloquium verantwortlich zeichnete.

Im März 2015 verteidigte ich meine Dissertation (veröffentlicht im Verlag Palgrave Macmillan in 2020) und trat umgehend eine Stelle als Project-Specific Senior Lecturer an der Graduate School of Letters der Kyoto University an. Neben Forschung und Lehre schloss meine Arbeit dabei die Vorbereitung und Einrichtung eines neuen Joint Degree Masterprogramms in Transcultural Studies ein. Dieses neue Hauptfach wurde im Oktober 2017 offiziell eingerichtet und im Dezember des selben Jahres wurde ich als Junior Associate Professor (tenured) in der Funktion des Programmkoordinators entfristet. Ich setze meine Studien über kulturelle Prozesse der Organisation von Differenz fort (Langform zu „Transkulturellen Studien”) und bin derzeit der Leiter eines von der JSPS finanzierten Projekts, das sich mit den Möglichkeiten von Live-Rollenspielen (Larp) beschäftigt, um Forschung in eine erfahrbare Form zu übersetzen.